Reisebericht aus Israel: Ein Blick hinter die Schlagzeilen

07.04.2024, 18:45 Uhr | Ansgar Mayr MdL
Ansgar Mayr MdL, Militärsprecher Arye Sharuz Shalicar, CDU-Fraktionsvorsitzender Manuel Hagel MdL
Ansgar Mayr MdL, Militärsprecher Arye Sharuz Shalicar, CDU-Fraktionsvorsitzender Manuel Hagel MdL


Als ich in Frankfurt mit Kolleginnen und Kollegen der CDU-Landtagsfraktion in das Flugzeug der israelischen Airline ElAl stieg und mich auf den Weg nach Israel machte, war ich gespannt, aber auch etwas besorgt über das, was mich erwarten würde. Die Nachrichten über die Spannungen in der Region hatten mich nicht unberührt gelassen und ich fragte mich, wie es sein würde, in einem Land zu sein, das so oft im Mittelpunkt internationaler Konflikte steht und für das derzeit noch eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes besteht.

Angekommen in Tel Aviv und weiter mit dem Bus nach Jerusalem, änderte sich meine Stimmung jedoch schlagartig. Trotz meiner anfänglichen Bedenken fühlte ich mich sofort wohl und sicher. Auch im Ostteil Jerusalems, der von einer arabischen Prägung gezeichnet ist, spürte ich keine Sekunde lang Unsicherheit. Die Stadt empfing unsere Delegation mit offenen Armen und die faszinierende Mischung aus Kulturen und Religionen war überwältigend.

Besonders beeindruckend hat mich ein Besuch in einem Kibbuz welches am 7. Oktober 2023 Ziel eines verheerenden Angriffs war. Das Kibbuz Kfar Aza liegt in der Region Scha'ar HaNegev (Partnerregion des Landkreises Karlsruhe). Die Zerstörung, die ich dort sah, war schockierend. Verbrannte Häuser, zerstörte Spielgeräte vor den Häusern – ein Ort, an dem durch die Hamas der pure Hass gewütet haben muss. Die Geschichten der Überlebenden und ihre tapfere Entschlossenheit, trotz allem weiterzumachen, haben mich zutiefst berührt. Einen Tag nach unserem Besuch wurde exakt dieser Kibbuz erneut von Hamas-Raketen aus dem Gazastreifen angegriffen.

Im Anschluss an den Besuch im Kibbuz stand eine Visite des Nova-Festival-Geländes (Massaker von Re'im) an. Dort haben junge Menschen am 7. Oktober 2023 friedlich gefeiert. Mindestens 260 junge Menschen sind alleine dort während des Festivals von der Hamas ermordet worden. Ich kannte das Gelände (ebenso wie den Kibbuz) aus zahlreichen TV-Reportagen. Aber erst vor Ort wurde mir klar, dass die jungen Festivalgäste überhaupt keine Chance hatten sie in Sicherheit zu bringen – es gleicht einem Wunder, dass überhaupt Menschen diesen Terrorangriff auf das Nova-Gelände Gott sei Dank überlebt haben. Heute hat sich das Gelände zu einer Gedenkstätte entwickelt und unser Gespräch mit einem der Überlebenden sorgte mehr als nur einmal für Gänsehaut.

Die Gesamtsituation in Israel ist komplex und vielschichtig. Ursache und Wirkung müssen betrachtet werden. Die Hamas, eine terroristische Organisation, muss aufhören, Raketen abzufeuern und vor allem endlich die nach wie vor gefangenen Geiseln freilassen, damit der Konflikt beendet werden kann. Auch im Norden Israels, an der Grenze zum Libanon, sind die Bewohner Israels permanenten Raketenangriffen der vom Iran unterstützten Hisbollah ausgesetzt, was dazu führt, dass um die 100.000 Israelis innerhalb des Landes fliehen mussten, um nicht dem Radius der Hisbollah-Raketen ausgesetzt zu sein – ein bedauerlicher Zustand, über den in deutschen Medien viel zu selten berichtet wird.

Überhaupt ist es wichtig zu verstehen, dass Israel seit Jahrzehnten permanent von verschiedenen Seiten angegriffen wird und sich lediglich verteidigt. Die Berichterstattung konzentriert sich oft nur auf das Leid der Menschen im Gazastreifen, jedoch sollte auch die Situation in Israel beachtet werden. Die israelischen Soldaten haben keine Wahl als zu handeln, da die Hamas die unschuldige Bevölkerung in ihre Konflikte hineinzieht.

Unterm Strich war die Delegationsreise durch Israel eine Reise voller Eindrücke und Emotionen. Sie hat mir einen Blick hinter die Schlagzeilen ermöglicht und mich dazu angeregt, die Komplexität des Konflikts in dieser Region besser zu verstehen. Es gibt keine einfachen Antworten auf die vielen Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, aber es ist wichtig, dass wir uns bemühen, die verschiedenen Perspektiven zu verstehen und nach Frieden und Versöhnung zu streben – und ich bin überzeugt: An Israel wird ein friedlicher Naher Osten nicht scheitern.